Aktiv bleiben: Die Bedeutung von Bewegung bei Demenz

Felix Morawski

30/06/2023

Demenz ist eine weit verbreitete Erkrankung, die das Leben von Millionen Menschen weltweit betrifft. Auch in Deutschland stellt Demenz eine große Herausforderung dar. Nach aktuellen Schätzungen sind hierzulande rund 1,7 Millionen Menschen von Demenz betroffen – bis zum Jahr 2050 werden es voraussichtlich 2,8 Millionen sein.¹ Angesichts dieser alarmierenden Zahlen ist es von großer Bedeutung, Wege zu finden, den Umgang mit dieser Krankheit zu verbessern und die Lebensqualität der Betroffenen zu erhöhen.

Eine der wirksamsten Maßnahmen, um den Verlauf einer Demenz positiv zu beeinflussen, ist regelmäßige körperliche Aktivität. Bewegung kann für Menschen mit Demenz viele Vorteile mit sich bringen und einen wesentlichen Einfluss auf ihr körperliches und geistiges Wohlbefinden haben. Doch warum ist regelmäßige Bewegung für Demenzpatient:innen so wichtig?

Warum regelmäßige Bewegung bei Demenz wichtig ist

Bewegung spielt im Umgang mit Demenz eine wichtige Rolle. Bewegung spielt im Umgang mit Demenz eine wichtige Rolle. Denn durch den krankheitsbedingten fortschreitenden Abbau von Nervenzellen und die Bildung von Ablagerungen im Gehirn (vor allem Plaques und Tangles2) im Gehirn werden kognitive und motorische Funktionen beeinträchtigt. Dies kann zu einem Verlust von Muskelkraft, Koordination und Beweglichkeit führen. Darüber hinaus können Veränderungen im Nervensystem die Signalübertragung zwischen Gehirn und Muskeln beeinträchtigen. Dies wirkt sich negativ auf die Fähigkeit des Körpers aus, Bewegungen zu koordinieren und auszuführen.

Menschen mit Demenz sind häufig inaktiv, was auf kognitive Einschränkungen, mangelnde Motivation und Schwierigkeiten bei der Ausführung von Bewegungen zurückzuführen sein kann. Der Mangel an körperlicher Aktivität führt zu einem Verlust an Muskelmasse und Muskelkraft sowie zu einer allgemeinen Verschlechterung der körperlichen Leistungsfähigkeit.

Auch Gleichgewichts- und Koordinationsstörungen treten bei Demenz häufig auf. Dies erhöht das Risiko von Stürzen und Unsicherheiten bei der Ausführung von Bewegungen. Zusätzlich können Begleiterkrankungen wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Muskel-Skelett-Erkrankungen oder Stoffwechselstörungen den Verlust der körperlichen Leistungsfähigkeit verstärken.

Durch ein gezieltes Training und regelmäßige Bewegung kann diesem Abbau – auch im Falle einer bereits bestehenden Demenz – entgegengewirkt werden.

Wie Demenzpatient:innen von regelmäßiger Bewegung profitieren

Regelmäßiges Training kann helfen, die körperliche Fitness zu stärken. Durch gezielte Bewegungen können Muskelkraft, Ausdauer und Koordination verbessert werden. Dies hilft, die Selbstständigkeit im Alltag zu erhalten und den Verlust der Mobilität zu verlangsamen. Darüber hinaus kann Bewegung das Risiko von Stürzen und damit verbundenen Verletzungen verringern. Aber nicht nur die körperliche Gesundheit von Patient:innen mit dementiellen Erkrankungen kann durch regelmäßige Bewegung verbessert werden. 3

Kognitive Funktionen werden verbessert

Durch Bewegung werden Hirnregionen stimuliert, die mit kognitiven Funktionen in Verbindung stehen. Dies kann dazu beitragen, die geistigen Fähigkeiten länger zu erhalten und das Fortschreiten der Demenz zu verlangsamen.

Wohlbefinden wird gesteigert

Körperliche Aktivität kann positive Emotionen hervorrufen und das allgemeine Wohlbefinden steigern. Bewegung kann Stress abbauen, Stimmungsschwankungen verringern und ein Gefühl der Entspannung und Zufriedenheit vermitteln. Dies trägt zur Verbesserung des psychischen Wohlbefindens von Menschen mit Demenz bei.

Soziale Interaktionen werden gefördert

Regelmäßige Bewegungseinheiten bieten Menschen mit Demenz die Möglichkeit, sich sozial zu engagieren und Kontakte zu knüpfen. Gemeinsame Aktivitäten wie Spaziergänge, Tanzen oder Gymnastik in der Gruppe fördern soziale Interaktion und ermöglichen den Betroffenen, Teil einer Gemeinschaft zu sein. Dies trägt zu einem Gefühl der Zugehörigkeit und Verbundenheit bei.

Welche Bewegung bei Demenz guttut

Sportliche Aktivitäten können für Menschen mit Demenz eine wertvolle Unterstützung sein, um Kraft und Gleichgewicht zu verbessern. Durch gezieltes Training kann die Muskulatur gestärkt und die Körperhaltung stabilisiert werden. Übungen, die auf die Bedürfnisse und Fähigkeiten der Betroffenen abgestimmt sind, können dazu beitragen, Alltagsaktivitäten zu erleichtern und die Selbständigkeit zu fördern4

Empfehlenswerte Sportarten für Demenzpatient:innen sind neben Kraft-, Funktions- und Balancetraining beispielsweise:

  • Schwimmen: Im Wasser werden die Gelenke entlastet, was besonders für Menschen mit Gelenkproblemen oder eingeschränkter Beweglichkeit von Vorteil ist. Schwimmen trainiert die Muskulatur des gesamten Körpers, verbessert die Ausdauer und steigert die Herz-Kreislauf-Fitness. Die Bewegung im Wasser bietet zudem eine angenehme Form der Entspannung und kann Stress abbauen.
  • Wandern: Spaziergänge durch Wälder und Wiesen stärken die Ausdauer und die Muskeln. Die natürliche Umgebung bietet visuelle und sensorische Reize, die das Gehirn stimulieren und positive Emotionen hervorrufen können.
  • Radfahren: Diese sanfte Sportart kann sowohl im Freien als auch auf einem stationären Fahrrad ausgeübt werden. Es fördert die Ausdauer, kräftigt die Beinmuskulatur und verbessert die Herz-Kreislauf-Gesundheit. Radfahren bietet auch die Möglichkeit, verschiedene Orte zu erkunden und die Seele baumeln zu lassen.
  • Tanzen: Die rhythmische Musik und die soziale Komponente des Tanzes können dazu beitragen, das Gedächtnis zu stimulieren und die kognitiven Funktionen zu unterstützen. Tanzen kann die Koordination und das Gleichgewicht fördern. Musik kann außerdem positive Emotionen hervorrufen und das Gedächtnis anregen.

Bei der Auswahl von Aktivitäten für Demenzpatient:innen ist es wichtig, sowohl ihre individuellen Bedürfnisse, Fähigkeiten und Vorlieben zu berücksichtigen als auch die Aktivitäten in einem angemessenen Tempo durchzuführen. Eine professionelle Beratung durch Ärzt:innen, Physio- oder Bewegungstherapeut:innen ist empfehlenswert, um die geeigneten Übungen und das angemessene Trainingsniveau festzulegen.

Fazit: Aktiv bleiben!

Insgesamt können wir festhalten, dass regelmäßige Bewegung bei Demenz von großer Bedeutung ist, um die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern und den Krankheitsverlauf zu verlangsamen. Aktiv bleiben ist ein wichtiger Ansatz, um die körperliche und geistige Gesundheit zu erhalten und trotz Demenz ein möglichst selbstbestimmtes Leben zu führen.

Quellen

¹ Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. „Nationale Demenzstrategie“. Verfügbar unter: https://www.bmfsfj.de/bmfsfj/themen/aeltere-menschen/demenz/nationale-demenzstrategie (Zugriff am 9. Juni 2023).

2 alz.org | Deutschland. „Was ist Alzheimer?“. Verfügbar unter: https://www.alz.org/de/was-ist-alzheimer.asp#Plaques (Zugriff am 21. Juni 2023)

3 Haug Verlag. „Demenzielle Erkrankungen: Sport und Bewegung in Prävention und Therapie“. Verfügbar unter: https://natuerlich.haug-verlag.de/therapieverfahren/bewegung/detail/demenzielle-erkrankungen-sport-und-bewegung-in-praevention-und-therapie-537#c (Zugriff am 9. Juni 2023)

4Help4Seniors. „Bewegung bei Demenz“. Verfügbar unter: https://help4seniors.de/bewegung-bei-demenz (Zugriff am 9. Juni 2023)

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