Zusammenhang zwischen Ernährung und Medikation in der Pflege: Ein Leitfaden zur Fortbildung

Tim Bogdan

18/03/2024

Dass die gleichzeitige Einnahme mehrerer Medikamente zu unerwünschten Neben- oder Wechselwirkungen führen kann, ist den meisten Menschen bekannt. Doch auch verschiedene Lebensmittel beeinflussen die Verträglichkeit, Wirksamkeit oder Sicherheit mancher Pharmazeutika – unabhängig davon, ob gesunde oder kranke Personen die Arzneimittel einnehmen. Aus diesem Grund sollte es für Fachkräfte selbstverständlich sein, regelmäßig aktuelle und relevante Informationen zur Pharmakokinetik und Pharmakodynamik von Medikamenten einzuholen.

Denn besonders ältere oder hilfsbedürftige Menschen, welche auf die Einnahme von Medikamenten angewiesen sind, benötigen professionelle Unterstützung. Andernfalls kann die Unkenntnis über Wechsel- und Nebenwirkungen zu fatalen Folgen führen. Weil aber Beipackzettel oftmals nur unzureichend aufklären, sind Fachkräfte aus Apotheken, aus der Medizin oder aus der Pflege für Patienten meist erste Ansprechpartner bei Fragen und Unklarheiten. Sie können beratend zur Seite stehen und individuell auf die jeweiligen Patienten eingehen.

Doch das Thema „Medikation und Ernährung in der Pflege“ ist sehr komplex. Durch pharmazeutische Neuentwicklungen, verschiedene enterale Ernährungsformen, häufige Multimedikation oder veränderte Allgemeinzustände stehen Fachkräfte vor immer neuen Herausforderungen. Aus diesem Grund wäre eine Fortbildung diesbezüglich sehr wichtig. So können einerseits fehlerhafte Vorgehensweisen bei der Applikation von Medikamenten vermieden und andererseits damit verbundene unerwünschte Nebenwirkungen umgangen werden. Der klinisch bedeutsame Therapieerfolg wäre so gesichert und medikamentenassoziierte Mangelerscheinungen treten in den Hintergrund. Professionelle Fortbildungen stellen deshalb eine hervorragende Möglichkeit dar, um die Pflegepraxis kontinuierlich zu verbessern.

Grundlagen der Wechselwirkung zwischen Nahrung und Medikation

Medikamente, aber auch Nahrungsergänzungsmittel und Phytotherapeutika, können auf vielfältige Weise direkt oder indirekt mit einzelnen Lebensmittelbestandteilen in Wechselwirkung treten. Das liegt daran, dass jedes Pharmazeutikum mehr als 100 verschiedene chemische Verbindungen enthält, welche potenziell mit anderen Stoffen interagieren. Eine Vielzahl von Mechanismen beeinflusst diese Prozesse.

Infolgedessen kommt es dann bei einer Medikamenteneinnahme zusammen mit Lebensmitteln beispielsweise zu:

  • einer verstärkten Medikamentenwirkung
  • einer verminderten Medikamentenwirkung
  • einem schnelleren Medikamentenwirkeintritt oder
  • einem verzögerten Medikamentenwirkeintritt.

Doch auch die Nährstoffe aus der Nahrung können bei gleichzeitiger Medikamenteneinnahme verändert aufgenommen oder anders verwertet werden.

So belegen diverse Studien, dass beispielsweise der Füllstand des Magens einen maßgeblichen Einfluss auf die Medikamentenwirkung hat. Zum einen spielt die Säurekonzentration eine wichtige Rolle für die Freisetzung von Wirkstoffen aus Medikamenten (z. B. Schilddrüsenmedikamente). Zum anderen können einzelne Nahrungsbestandteile selbst Wirkstoffe binden und so deren Verstoffwechselung verzögern oder verhindern (z. B. Eisen). Gleichzeitig regt ein gefüllter Magen die Gallen- und Leberaktivität an, während ein leerer Magen diese bremst, sodass die Transportgeschwindigkeit von Medikamenten dadurch maßgeblich beeinflusst wird (z. B. Opiate).

Auch der Einfluss verschiedener Zitrusfrüchte auf die Medikamentenwirkung wurde mittlerweile wissenschaftlich belegt. Die enthaltenen Bitterstoffe von Grapefruit und Pomelo hemmen zum Beispiel einzelne Enzyme des Darms. Infolgedessen kann die Synthese der pharmazeutischen Bestandteile in ihre wirksame Form nicht erfolgen und die Arzneimittelresorption ist behindert (z. B. Blutdrucksenker). Dies kann dann zu arzneimittelassoziierten Schäden führen. Zudem erhöhen die Bitterstoffe auch die Plasmaspiegel einzelner Pharmazeutika, sodass die Wirkung stark zunimmt (z. B. Sedativa) und ebenfalls schwere gesundheitliche Beeinträchtigungen nach sich ziehen kann.

Forscher haben auch erkannt, dass Gerbstoffe aus Tee und Kaffee sowie Alkohol die Arzneimittelwirkung stark beeinträchtigen. Das liegt vor allem daran, dass die Schutzhülle einzelner Medikamente durch diese Stoffe zerstört wird und somit ein zu früher oder zu schneller Wirkeintritt erfolgt (z. B. Antidiabetika). Darüber hinaus wird die leberschädigende Wirkung einiger Medikamente (z. B. Schmerzmittel) durch Gerbstoffe oder Alkohol massiv verstärkt. Infolgedessen kommt es zum Beispiel bei der gemeinsamen Einnahme zu einer verminderten Bildung von Gerinnungsfaktoren, zu vermehrter Übelkeit oder gravierenden Fettstoffwechselstörungen.

Ernährungszustand und Medikamentenwirkung im Überblick

Doch nicht nur die Nahrung selbst beeinflusst die Medikamentenwirkung, auch der Ernährungszustand spielt eine maßgebliche Rolle. Begründet wird dies mit der Verstoffwechselung von Substanzen: Nimmt ein Mensch ein Medikament ein, so wird dieses nach einer bestimmten Zeit freigesetzt und gelangt meist über den Verdauungstrakt in den Blutkreislauf. Die Wirkstoffe wandern so über verschiedene Wege in die Leber. Enzyme wandeln dort noch inaktive Substanzen in aktive Formen um, verbessern die Löslichkeit der Arzneimittel und erhöhen die Bindungsfähigkeit. Infolgedessen gelangen die pharmakologischen Substanzen schlussendlich an den richtigen Wirkort.

Doch der Ernährungszustand beeinflusst diese hepatischen Prozesse. Bei Übergewicht werden überschüssige Fette in der Leber eingelagert – es entsteht die sogenannte Fettleber. Doch auch bei Mangel- oder Unterernährung findet ein Umbauprozess in der Leber statt. Denn dann fehlen dem Körper wichtige Aminosäuren, welche für den Stoffwechsel notwendig wären. So kann der Körper keine Energie gewinnen und lagert die nicht verstoffwechselten Fette letztlich in der Leber an – eine Fettleber bildet sich. Wenn die Medikamente dann die Leber passieren, ist diese aber aufgrund der eingelagerten Fettzellen in ihrer Funktion eingeschränkt. Einzelne Pharmazeutika (z. B. Psychopharmaka) wirken dadurch verändert oder gar nicht.

Warum ist das Verständnis über die Wechselwirkungen für Pflegekräfte essentiell?

Pflegefachkräfte nehmen eine besondere Stellung bei der Versorgung kranker und hilfsbedürftiger Menschen ein. Sie diagnostizieren nicht, sie heilen nicht und sie therapieren nicht – dennoch sind sie stets an der Seite der Patienten, weil sie diese in der jeweiligen Situation pflegen, betreuen und unterstützen. Aus diesem Grund kennen Pflegekräfte die Patienten meist sehr gut, wissen um deren Beschwerden, sind über Medikamenten- und Therapiepläne informiert und besitzen oft einen guten Zugang zu helfenden Angehörigen. Sind die Pflegekräfte geschult, so können sie Risiken in der Versorgung erkennen, sachkundig Fehler beheben, etwaige Unklarheiten aufklären und adäquate Unterstützung leisten.

Dies gilt auch bei dem Thema „Medikamente und Ernährung in der Pflege“. Denn die richtige Applikation von Medikamenten kann deren Wirkung erhöhen, schwere Nebenwirkungen reduzieren und das Risiko negativer Begleiterscheinungen minimieren. Dies erhöht die Lebensqualität der Patienten und steigert maßgeblich die Zufriedenheit am Arbeitsplatz.

Mit Schulungen immer auf dem aktuellsten Stand

„Medikamente und Ernährung in der Pflege“ ist ein wichtiges Thema, das umfassender Kenntnis bedarf. Nur durch eine intensive Schulung ist es möglich, alle Aspekte kennenzulernen und Methoden und Strategien für die Praxis zu erfahren.

Das Pflege-Weiterentwicklungsgesetz verpflichtet alle Pflegefachkräfte zu einer Teilnahme an regelmäßigen Fortbildungen. Nur so ist es möglich, eine hohe Qualität in der Pflege zu gewährleisten. Da das Thema „Medikation und Ernährung in der Pflege“ einen wichtigen Stellenwert einnimmt, sind kontinuierliche Schulungen auch in dieser Sparte obligat.

Spezielle Fortbildung: Pharmazeutika und Ernährung in der Pflege

Bei Schmerzen ein Analgetika und bei bakteriellen Entzündungen ein Antibiotikum – im Alltag ist das selbstverständlich. Doch die Praxis ist alles andere als einfach. Denn ob die Wirkung eines Medikamentes am Ende tatsächlich eintritt, hängt von diversen extrinsischen wie auch intrinsischen Faktoren ab. Einige dieser Aspekte lassen sich jedoch beeinflussen. So zum Beispiel der Zeitpunkt der Einnahme, die Nahrungszufuhr oder die Anpassung der Dosis an den Allgemeinzustand des Patienten. Aus diesem Grund richtet sich der Fokus der Fortbildung „Pharmazeutika und Ernährung in der Pflege“ auf die steuerbaren Faktoren, weil hier eine Unterstützung der Patienten zu messbaren Erfolgen führt.

 

Pflegekräfte können bei einer Schulung zum Beispiel erfahren,

  • wie die Ernährung die Medikamentenaufnahme beeinflusst
  • warum eine Anpassung der Medikation an den Ernährungszustand wichtig ist
  • welche Richtlinien es zur zeitlichen Koordination von Mahlzeiten und Medikamenten gibt
  • wie Patienten und Angehörige aufgeklärt werden können
  • wie die interdisziplinäre Zusammenarbeit aussieht oder
  • welche Feedback-Systeme für eine kontinuierliche Verbesserung der Pflegepraxis implementiert werden können.

Praxistransfer einfach gemacht

Wir von hellomed unterstützen Pflegekräfte und Arbeitgeber in der Pflege auf vielfältige Art und Weise – ob Medikamenten-Check, Medikationsberatung oder Fortbildungsangebote. Dank der Zusammenarbeit mit Experten aus dem Pharmaziebereich können wir die Arzneimittelsicherheit in Ihrem Unternehmen, die Qualifikation der Mitarbeiter und die Therapietreue Ihrer Patienten verbessern – ein rundum-sorglos-Paket für die Praxis. Denn Qualität und Kompetenz haben für uns oberste Priorität.

Fazit

Die Liste möglicher Interaktionen zwischen Nahrungsmitteln und Medikamenten ist lang – und komplex. Neben vielen intrinsischen Faktoren (z. B. genetische Faktoren, Alter, …) spielen auch extrinsische Aspekte eine wichtige Rolle und beeinflussen Aufnahme, Verstoffwechselung und Ausscheidung von Pharmazeutika. Einige der wichtigsten Faktoren sind Nahrungsaufnahme und Ernährungslage. Doch in den Beipackzetteln der Medikamente finden sich diesbezüglich oft nur mangelhafte Informationen. Aus diesem Grund haben vor allem Experten in der Praxis eine große Verantwortung. Mithilfe von Beratungen und Aufklärungen können sie Unklarheiten beheben, Fragen beantworten und Unstimmigkeiten entwirren. Mit Hilfe eines genauen Blickes auf die individuelle Situation lassen sich so Fehler reduzieren und Wechselwirkungen vermeiden. Wenn auch Sie eine Schulung zur Beratung wahrnehmen möchten, nehmen Sie gerne Kontakt zu hellomed auf.

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