Ohne Medikationsplan geht es nicht

Tim Bogdan

09/01/2024

Pflegeautorin Sonja Fröse

Dieser Artikel wurde verfasst von der Pflegeautorin Sonja Fröse. Als gelernte Krankenschwester (Pflegefachkraft) möchte Sie die aktuellsten Informationen des Gesundheitswesens verbreiten und unterstützt hellomed mit ihrer Kompetenz.

Wer täglich verschiedene Medikamente einnehmen muss, kennt seine Medikamente. So möchte man jedenfalls meinen! Aus dem Kopf heraus nennen können jedoch nur wenige ihre Medikamente, einschließlich der verschriebenen Dosis und Häufigkeit der Einnahme. Immer wieder passieren  Medikationsfehler, die zu gesundheitlichen Schäden führen können oder Krankenhauseinweisungen zur Folge haben (bis zu 500.000 Krankenhauseinweisungen jährlich seien auf unerwünschte Arzneimittelwirkungen zurückzuführen). Deshalb ist es elementar wichtig, einen aktuellen Medikationsplan zu haben, an den man sich für das Richten und die Einnahme der verschriebenen Medikamente orientiert.

Der bundeseinheitliche Medikationsplan

Als Vorlage eines umfassenden Medikationsplans gilt der bundeseinheitliche Medikationsplan (BMP), der vom Bundesgesundheitsministerium empfohlen wird. Ein aktueller und vom Arzt erhaltener Medikationsplan hat zahlreiche Vorteile gegenüber dem Stellen aus dem Gedächtnis heraus oder einer selbstgeschriebenen Medikamentenübersicht.

hellomed hat sich das Ziel gesetzt, die Medikationsfehler in Deutschland zu verringern. Dazu braucht es allgemeine Aufklärung und einfache Lösungen, wie die individuelle Verblisterung von Medikamenten für alle Menschen, die regelmäßig Arzneimittel einnehmen müssen.

In einigen Blogartikeln weisen wir deshalb immer wieder auf den Medikationsplan hin. Erfahren Sie in diesem Blogartikel was ein Medikationsplan alles beinhalten muss, wie und wo Sie den Medikationsplan am besten aufbewahren und wann es Zeit ist, den Medikationsplan zu aktualisieren.

Wer sollte Zugriff auf den Medikationsplan erhalten?

Der Medikationsplan stellt die aktuelle medikamentöse Therapie dar. Deshalb sollten alle beteiligten Ärzte, die zuständige Apotheke und alle an der Therapie beteiligten Personen den Medikationsplan einsehen können.

Beispielsweise bei der regelmäßigen Einnahme von Blutverdünnern ist es auch für die Mitarbeiter der Fußpflege oder Physiotherapie wichtig, über die Blutverdünnung bescheid zu wissen. Auch Pflegefachkräfte von Pflegediensten sollten immer Zugang zum aktuellen Medikationsplan haben bzw. über alle Änderungen bei der Medikation informiert sein.

Was muss der Medikationsplan beinhalten?

  • Stammdaten des/der Patient:in
    Vor- und Zuname des Patienten, sowie Geburtsdatum werden als Stammdaten bezeichnet. Häufig findet sich auch noch die Adresse oder Versicherungsnummer als weitere Identifikationshinweise zur Person.
  • Wirkstoffname und Handelsname
    Während der Wirkstoffname immer gleich bleibt, kann sich der Handelsname manchmal ändern. Deshalb sind beide Angaben wichtig. Der Wirkstoffname lässt häufig Rückschlüsse auf die Zusammensetzung des Medikaments zu oder auf das Aussehen des einzelnen Medikaments.
  • Einnahmegrund
    Benannt wird hier, in patientenverständlicher Ausdrucksweise, weshalb das Arzneimittel eingenommen wird.
  • Dosisangabe
    Die Dosis, also die Wirkstoffmenge, ist entscheidend und muss deshalb einwandfrei nachvollziehbar dokumentiert werden.
  • Dauermedikation und Bedarfsmedikation
    Während die Dauermedikation regelmäßig und über einen längeren Zeitraum eingenommen wird, werden Bedarfsmedikamente nur bei Auftreten von bestimmten Krankheitsanzeichen eingenommen. 

Diese Symptome für die Einnahme der Bedarfsmedikation muss auf dem Medikationsplan benannt werden, zusammen mit einer Höchstangabe des Arzneistoffs. Häufige Bedarfsmedikation sind Schmerzmittel, Schlafmittel, Abführmittel bei Verstopfung oder Sprays bei Atemnot.

  • Applikationsart
    Als Applikationsart wird die Form der Verabreichung der Arzneimittel bezeichnet. Das kann entweder oral (über den Mund) als Pille, Kapsel, Dragee, Brause- oder Lutschtablette oder Tropfen sein. Ebenso können Arzneimittel als Dosieraerosol (Spray) inhaliert werden oder über die Haut (transdermal) als Salbe, Pflaster oder Tinktur aufgenommen werden. Transdermale Applikationsformen werden häufig dann eingesetzt, wenn über einen längeren Zeitraum (bis zu einer Woche) eine konstante Wirkstoffabgabe gewünscht wird.

Eine rektale Einnahme erfolgt häufig bei Kindern als Zäpfchen. Selbstverständlich können auch Erwachsene und ältere Menschen von den Vorteilen der rektalen Verabreichung profitieren. Die unterschiedlichen Applikationsarten haben Wirkung auf den Wirkungseintritt und auf die Wirkdauer. 

  • Sonstige Angaben/ Besonderheiten/ Hinweise
    Bei bestimmten Arzneimitteln ist es wichtig, wann die Medikamente eingenommen werden, z. B. vor dem Essen oder mit den Mahlzeiten.  

Unter diesem Punkt können beispielsweise auch Hinweise zu bestimmten Tagen eingetragen werden, wenn ein Medikament dauerhaft, aber nicht täglich eingenommen wird.  

  • Ausstellungsdatum
    Das Ausstellungsdatum kann als Anhaltspunkt für eine regelmäßige Überprüfung genutzt werden.

Neben den ärztlich verordneten Medikamenten sollen auch die sogenannte Selbstmedikation aufgeführt werden. Das können beispielsweise Naturwirkstoffe und Nahrungsergänzungsmittel sein.

Wie lange ist der Medikationsplan gültig?

Grundsätzlich ist ein Medikationsplan so lange gültig, bis er geändert wird. Da sich aber im laufe der Zeit der gesundheitliche Zustand verändern kann, ist eine Anpassung bzw. Überprüfung des Medikationsplans spätestens alle ein bis zwei Jahre empfehlenswert. 

Gerade im Hinblick auf Arzneimittel, deren Wirkstoffmenge entsprechend dem Körpergewicht berechnet werden, z. B. starke Schmerzmittel, ist bei einer deutlichen Gewichtsveränderung auch die Dosis anzupassen. Gleiches gilt für Einschränkungen der Nieren- und Leberfunktion. Im Körper können sich bei unzureichender Verstoffwechselung oder Ausscheidung Wirkstoffmengen ansammeln.

Wer seine Verblisterung über hellomed erhält kann gewiss sein, dass regelmäßige Arztkontakte stattfinden und durch Apotheker die Medikationspläne auf Wechselwirkungen überprüft werden.

Wie bekomme ich einen Medikationsplan?

Ihr Arzt druckt Ihnen kostenfrei einen Medikationsplan aus, wenn Sie für mindestens 28 Tage mindestens drei verschreibungspflichtige Medikamente einnehmen müssen. Häufig erhalten Sie aber auch ohne die Voraussetzungen einen Medikationsplan, denn gerade bei Verschreibungen von mehreren Ärzten bzw. Fachärzten ist eine einheitliche und systematische Übersicht wichtig.

Wie und wo bewahre ich den Medikationsplan auf?

Den Medikationsplan sollten Sie zusammen mit den Tabletten aufbewahren. Zudem ist es empfehlenswert eine Kopie des Medikationsplans mit sich zu führen, z. B. in der Geldbörse. 

Alternativ zur Kopie kann der Medikationsplan auch in digitaler Form auf der Gesundheitskarte abgespeichert werden und so mit sich geführt werden. Hierbei ist allerdings zu beachten, dass bei einem Notfall ein Medikationsplan in Papierform häufiger eingesehen wird, als eine digitale Variante.

Gibt es den Medikationsplan auch digital?

Selbstverständlich können Sie den aktuellen Medikationsplan auch in digitaler Form erhalten. Der elektronische Medikationsplan (eMP) wird auf der Gesundheitskarte gespeichert oder erscheint nach dem Scannen des QR-Codes digital auf Ihrem Endgerät.

In der Hellomed-App finden Sie den Medikationsplan ebenfalls in digitaler Form.

Fazit

Ihr Arzt geht davon aus, dass die Medikamente entsprechend seiner Anordnung eingenommen werden. Das nennt man Therapietreue. Umso übersichtlicher und nachvollziehbarer der Medikationsplan, desto praktikabler die Einnahme und desto besser Ihr Gesundheitszustand. Deshalb greifen ärztliche Verordnung, Medikationsplan und Medikamenteneinnahme (Medikationsprozess) wie Zahnräder für eine erfolgreiche Behandlung ineinander.

Gerade bei einem medizinischen Notfall ist ein aktueller Medikationsplan für die akute ärztliche Behandlung wichtig. Anhand der aktuellen Gesamtmedikation kann der zuständige Arzt bzw. die zuständige Ärztin wichtige Rückschlüsse ziehen.

Ein Medikationsplan ist bei der dauerhaften Einnahme von mehreren Medikamenten eine Notwendigkeit! Medikations- und Einnahmefehler werden so effektiv reduziert. Auch wenn die Medikamente verblistert werden, ist ein Medikationsplan notwendig, z. B. für die Bedarfsmedikation. 

Für hellomed-Kunden ist der Erhalt des aktuellen Medikationsplans nach dem bundeseinheitlichen Vorgaben eine Selbstverständlichkeit.

Auch interessant