Pflege-WGs: Alternative Wohnform für Senioren und ein zukunftsfähiges Modell für Pflegedienste

Tim Bogdan

19/03/2024

Pflegeautorin Sonja Fröse

Dieser Artikel wurde verfasst von der Pflegeautorin Sonja Fröse. Als gelernte Krankenschwester (Pflegefachkraft) möchte Sie die aktuellsten Informationen des Gesundheitswesens verbreiten und unterstützt hellomed mit ihrer Kompetenz.

Pflegewohngemeinschaften, auch bekannt als Seniorenwohngemeinschaften, boomen bereits seit einigen Jahren. Besonders verstärkt hat sich die Beliebtheit nach den Besuchssperren in stationären Pflegeeinrichtungen während der Pandemiezeit. Auch ambulante Pflegedienste profitierten vom Mehrwert von den beliebten Pflege-WGs:

  • Kunden, die zuvor in stationäre Pflegeeinrichtungen umgezogen sind, konnten weiter in einer Wohngemeinschaft versorgt werden.
  • Die Abrechnung nach Tagessätzen erleichtert die alltägliche Pflege, Dokumentation und Abrechnung.
  • Für Wohngemeinschaften findet sich leichter Personal (braucht keinen Führerschein).
  • Auszubildende können in einer Wohngemeinschaft kontinuierlich und praxisnah begleitet werden.
  • Spezielle Fördergelder für die baulichen Maßnahmen und die Organisation einer Pflege-WG.

Seit 2020 entstehen jährlich ca. 500 neue Pflege-WGs deutschlandweit – im Jahr 2022 sogar 650 neue Pflegewohngruppen. Damit haben sich Pflege-WGs von 2019 bis 2023 von 2350 auf 4434 nahezu verdoppelt. Für Pflegeanbieter waren in den letzten Jahren alternative Wohnformen das Thema schlechthin für
die zukunftsfähige Unternehmensentwicklung. 

Pflege-WG Wachstum von 2019 bis 2023

Abbildung 1: Pflege-WG-Wachstum von 2019 bis 2023. Quelle: Pflegemarkt.com

Vor allem Wohngemeinschaften (sogenannte Pflege-WGs) werden immer bekannter und beliebter, weil es mehr Flexibilität in die Personalplanung bringt und hohe Spritpreise, Fahrzeugmangel und andere Hindernisse wenig Einfluss auf das WG-Leben haben.

Hellomed versorgt derzeit bereits mehrere Pflege-WGs und stellt Ihnen in einem zweiten Teil dieses Blogartikels weitere alternative Wohnformen fürs Alter vor: Das Leben in einem Mehrgenerationenhaus, das Konzept „Wohnen für Hilfe“ und die soziale Landwirtschaft auf einem umgebauten Bauernhof.

Ambulante Pflege-WGs für Senioren

Für pflegebedürftige Menschen und Senioren sind Pflege-Wohngemeinschaften eine gute Alternative zur Heimversorgung, wenn das Leben in der eigenen Wohnung aus verschiedenen Gründen nicht mehr möglich ist. Die Wohnungen sind meist barrierearm oder sogar barrierefrei umgebaut und durch das Poolen von Leistungen ist eine dauerhafte Anwesenheit von Helfern möglich.

Das Erfolgsrezept von Wohngemeinschaften ist aber zweifelsohne das Zusammenleben mit anderen Menschen. Einsamkeit und Wartezeiten auf Besuch oder den Pflegedienst ade! Während sich ein Mitarbeiterteam um die alltägliche Versorgung und Aktivierung kümmert, ist durch die Zusammenarbeit mit hellomed die Medikamentenversorgung der WG-Bewohner sichergestellt. Zusätzliche Apotheken-Leistungen von hellomed erhöhen den Komfort und die Qualität der täglichen Versorgung ohne zusätzlichen organisatorischen Aufwand.

Die erste Wohngemeinschaft für pflegebedürftige Menschen wurden 1996 in Berlin eröffnet. Das Konzept kommt aus Skandinavien. Entgegen der stationären Versorgung wird die Vermietung und
Pflege von unterschiedlichen Anbietern sichergestellt. So bricht nicht gleich das gesamte Versorgungssystem zusammen, wenn sich Änderungen bei einer der Parteien ergeben.

Die Bewohner haben ein eigenes Zimmer und teilen sich häufig mit einem oder zwei Mitbewohnern ein Badezimmer bzw. Toilette. Dazu gibt es großzügige Gemeinschaftsräumlichkeiten. Die (Wohn-) Küche ist häufig das Herzstück der WG. Hier kommen die Bewohner und Besucher zu Mahlzeiten und Aktivitäten zusammen. Es gibt aber auch Rückzugsmöglichkeiten, einen Balkon, Terrasse oder Garten.

Das Leben in einer Senioren-WG verfolgt neben dem Ziel der täglichen Versorgung, dass die Bewohner möglichst

  • selbstbestimmt, aktiv und individuell ihren Tagesablauf verbringen;
  • ggf. über den Einzug von neuen Mitbewohnern mitbestimmen können;
  • Gemeinschaft in familienähnlicher Struktur erleben;
  • Synergien nutzen und damit Geld, Zeit und Personal für andere Leistungen zur Verfügung haben;
  • eine gewohnte Umgebung und Versorgung bis zum Tod erhalten.

In einer Pflege-WG leben bis zu 10 Menschen in einer Wohnung oder einem Haus zusammen. Die Versorgung ist meist 24-Stunden am Tag sichergestellt – je nach Vorgaben der Organisatoren. Die Wohnung oder das Haus ist das Zuhause der Bewohner und die Mitarbeiter sind lediglich zu Gast. 

Tagessätze statt einzelne Leistungskomplexe

Wohngemeinschaften für pflegebedürftige Menschen werden in vielen Bundesländern durch die Pflegekassen besonders gefördert. Unter bestimmten Voraussetzungen können die ambulanten Pflegedienste Leistungen für Menschen in einer Pflege-WG als Tagessätze abrechnen. Das reduziert die Pflegedokumentation und macht individuelle Pflege möglich. Die Dokumentation rund um die Medikation erhalten die Kunden bzw. Pflegedienste von hellomed in Form von aktuellen Medikamentenplänen.

Eine Koordinationskraft für organisatorische Tätigkeiten wird durch den Wohngruppenzuschlag finanziell gefördert. Schließlich müssen Termine gemanagt und Dinge rund um die Wohnung geplant und durchgeführt werden.

Der tägliche Pauschalpreis, den die Pflegekasse zahlt, ist jedoch nicht unbedingt kostendeckend, weswegen ähnlich wie in stationären Einrichtungen ggf. das Sozialamt die Kosten der pflegerischen Versorgung und Miete sowie andere anfallende Kosten übernimmt.

Besondere finanzielle Förderungen für Pflege-WGs

Bereits vor der Gründung der Pflege-WG gibt es einige Zuschüsse und Fördergelder gem. §38 a SGB XI. Schließlich müssen die Räumlichkeiten häufig erst seniorengerecht umgebaut werden. In der täglichen Versorgung können Leistungen gepoolt (also zusammengelegt) werden. Das gilt auch für Leistungen der wohnumfeldverbessernden Maßnahmen.

Weitere spezielle Leistungen für Pflegebedürftige, die in einer ambulant betreuten Wohngemeinschaft leben, sind

  • der Wohngruppenzuschlag in Höhe von 214 Euro monatlich und 
  • eine Anschubfinanzierung zur Gründung von bis zu 10.000 Euro (gem. §45e SGB XI)

Die gesammelten Voraussetzungen finden Sie auf dem Internetauftritt des Bundesgesundheitsministeriums.

Spezialisierte Pflege-Wohngemeinschaften

Für Menschen mit Behinderungen oder auch für Menschen mit psychischen Erkrankungen gibt es bereits seit vielen Jahren als mögliche Lebens- und Versorgungsform Wohn- und Hausgemeinschaften.

Häufig spezialisieren sich Pflegeanbieter für Senioren-Wohngemeinschaften auf die Besonderheiten für Menschen mit Demenz. Das Personal ist im Umgang mit Demenzsymptomen geschult und die Einrichtung ist ebenfalls auf häufig auftretende Symptome bei Demenz angepasst, z. B. vermehrte Sicherheitsvorkehrungen für demenziell erkrankte Menschen, ruhigere Farben, Kontraste in den Bädern und Toiletten, Lichter, die sich per Sensor ein- und ausschalten usw.

Demgegenüber werden Plätze in Wohngemeinschaften für junge Pflegebedürftige (ab 25 Jahren oder auch erst ab 50 Jahre) immer wieder angefragt, denn für ein Pflegeheim fühlen sich die Menschen nachvollziehbarerweise zu jung.

Möglich sind auch Wohngemeinschaften für Menschen, die beatmungspflichtig sind und deshalb beispielsweise mehr und speziell ausgebildetes Fachpersonal benötigen. Hier werden häufig auch andere bauliche Voraussetzungen notwendig, um mit den zahlreichen notwendigen Hilfsmitteln im Alltag gut zurecht zu kommen.

Vorteile von Pflege-WGs für die Kunden und den Pflegedienst

Die Versorgung von Pflegebedürftigen in einer ambulanten Pflege-WG hat hat viele Vorteile gegenüber dem Einzelwohnen. Während Kunden häufig auf den Einsatzbeginn eines ambulanten Pflegedienstes warten, sparen sich Pflegedienste die Anschaffung von Fahrzeugen und sind auch bei der Personalauswahl viel flexibler, denn eine gültige Fahrerlaubnis oder Fahrpraxis ist nicht notwendig.

 

Für die Kunden ergeben sich durch das Poolen von Leistungen häufig gerade im hauswirtschaftlichen und betreuerischen Bereich deutliche Verbesserungen. So ist es in den meisten Wohngemeinschaften üblich, täglich selbst und frisch zu kochen und auch gemeinsam zu backen. 

Vorteile der Pflege-WG für Kunden und Pflegedienste

Hellomed als verlässlicher Partner für alternative Wohnformen

Die meisten Bewohner von Pflege-WGs müssen regelmäßig Medikamente einnehmen. Das kann für den Versorgungsanbieter bedeuten, dass ein weiterer Pflegedienst zur Verabreichung der Medikamente hinzugezogen werden muss.

In diesem Fall ist hellomed ihr verlässlicher Partner, der ihnen und ihren Bewohnern viel Wartezeit abnimmt und für einen reibungslosen Ablauf sorgt. Denn die ärztlich verschriebenen Medikamente kommen regelmäßig und individuell verblistert, sowie mehrfach kontrolliert an die Wunschadresse geliefert. Das kann entweder direkt die Wohngemeinschaft sein oder das Büro des Pflegedienstes.

Für die Bewohner der Pflege-WG und die Mitarbeiter ergibt sich durch die patientenindividuelle Verblisterung die Möglichkeit ohne einen weiteren Anbieter die medikamentöse Versorgung selbständig zu handhaben. Falls einzelne Bewohner allerdings zusätzliche Hilfe bei der Verabreichung benötigen, ist das ebenfalls kein Problem. Denn trotz Verblisterung können Pflegedienste mit SGB V-Zulassung die Verabreichung abrechnen.

Medikamente müssen nicht platzraubend aufbewahrt werden, denn die verblisterten Medikamente sind platzsparend zusammengerollt und in einem Papp- bzw. Plastikkarton kleiner als ein Schuhkarton untergebracht.

Hellomed liefert neben den verschreibungspflichtigen Medikamenten auch Pflegehilfsmittel und andere apothekenpflichtige Produkte, wie Nahrungsergänzungsmittel, Wundmaterial und freiverkäufliche  Arzneimittel. Zusätzliche Koordinationsaufwände mit anderen spezialisierten Dienstleistern oder Einkäufe im Drogeriemarkt können dadurch entfallen.

Selbstverständlich genügt ein Anruf, eine E-Mail oder sogar eine WhatsApp-Nachricht und hellomed kann ihnen auch zu einem früheren Zeitpunkt oder zusätzlich notwendige Produkte zukommen lassen.

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